Sport unter dem
Davidstern 
 
 
 
 
Sportgeschichte
Béla Guttmann
Hakoah Wien
Friedrich Torberg
 
Davidstern und Lederball
Juden im deutschen und internationalen Fußball
 
Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.)
Davidstern und Lederball. Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball 
Göttingen 2003, ca. 500 S., € 24,90
ISBN 3-89533-407-3

Sicher, es war bekannt, dass es in der Geschichte des Fußballs jüdische Vereine, Spieler und Funktionäre gab - ebenso geläufig ist es dem Zeitgenossen, dass so manche Fan-"Kultur" ohne Antisemitismus und Rassismus nicht auskommt. Aber die Vielfalt und Bedeutung dieser Themen wird einem erst bewusst bei der Lektüre des soeben erschienenen Buchs "Davidstern und Lederball - die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball".
Der eigentliche Star des Wälzers ist Hakoah Wien, die legendäre jüdische Fußballmannschaft, die 1925 österreichischer Meister wurde. Dabei geht es nicht nur um dieses "Wunderteam" selbst, sondern um viele Querverbindungen, Spieler- und Trainer-Biographien, Erinnerungen und Mythen. Mathias Marschik erzählt wie die Medien auf den jüdischen Sport im Wien der Zwischenkriegszeit eingingen. Er entwickelt ein differenziertes Bild, das nicht nur antisemitische Häme, sondern auch Anerkennung und patriotische Vereinnahmung zeigt. Jüdische Sportler waren in österreichischen Nationalmannschaften vertreten; aber auch die Erfolge von Hakoah selbst, besonders das historische 5:0 auswärts gegen Westham United 1923, löste nicht nur "jüdische" Begeisterung aus.
In seinem Beitrag über Friedrich Torberg als Schriftsteller und Fußballfan gelingt Herausgeber Dietrich Schulze-Marmeling ein einfühlsames Porträt jenes Autors, der wahrscheinlich dem jüdischen Fußballsport das bleibendste Denkmal gesetzt hat. Im Zentrum steht die Beziehung zwischen Torberg und Mathias Sindelar, dem viel besungenen Mittelstürmer des österreichischen Wunderteams. Erik widmet Hugo Meisl, dem Trainer der österreichischen Nationalelf, die als "Wunderteam" in die Geschichte eingegangen ist, ein eigenes Kapitel; er berichtet auch im folgenden Beitrag über dessen jüngeren Bruder, Willi Meisl, der zum "König der Sportjournalisten" avancierte. In beiden Fällen handelte es sich um assimilierte Juden, deren Engagement für den Sport nicht spezifischen "ethnischen" Motiven entsprang, die aber nichtsdestotrotz von ihrer Umwelt als Juden wahrgenommen wurden.
Ähnliches gilt für Béla Guttmann, jedoch in eingeschränktem Ausmaß. Denn wie Ludwig Tegelbeckers nachweist, war dieser "Weltenwanderer ohne Kompromiss" durch und durch sowohl Profi als auch Individualist, dem - auch in seiner Hakoah-Zeit - Erfolg und Karriere vorrangig waren. Seinen Zenit erreichte er erst als Trainer, besonders mit dem Team von Benfica Lissabon, das er in den Sechzigerjahren zweimal zum Gewinn des Titels in der Europameisterschaft führte.
John Bunzl (Falter/Wien) 
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'Weltenwanderer ohne Kompromiss': Béla Guttmann
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