Quo vadis, Fußball?
Tegelbeckers 
 
 
 
 
 
Quo vadis, Fußball
 
www.s-port.de/quovadis/0092.html  
 
Quo vadis, Fußball?
Verlag Die Werkstatt 
Göttingen 2000
1. [Fußball Heute]
2. Pluralisierung der Kultur
Der gesellschaftliche Aufstieg der Popularkultur Fußball ist kein singuläres oder gar unerklärlich erscheinendes Phänomen. Wie unter einem Vergrößerungsglas wird am Beispiel des Fußballs vielmehr eine Tendenz deutlich, die sich als nachhaltiger Wandel im Gefüge der Gesamtheit popularer und elitärer Kulturen einer Gesellschaft fassen lässt: die Durchbrechung des normativen Paradigmas der Hochkultur.
Nach JÜRGEN HABERMAS bewirkte die Entwicklung der Massendemokratie einen Zerfall der literarischen Öffentlichkeit, welche zunehmend durch den pseudo-öffentlichen bzw. scheinprivaten Bereich des Kulturkonsums ersetzt wurde.Die Ausweitung und gleichzeitige Verbilligung kultureller Angebote sowie der nicht zuletzt gerade hierdurch vereinfachte Zugang auch auf der psychologischen Ebene sind als Errungenschaften des liberal-kapitalistischen Marktes zu fassen. Nach Habermas liegt genau hierin jedoch die eigentliche Crux der Massenkultur begründet. Denn die Qualität der kulturellen Angebote sei so ausgerichtet, dass sie auch für Verbrauchergruppen mit vergleichsweise niedrigem Bildungsstand kein Bildungspotential biete, sondern sich im Gegenteil noch an den kleinsten gemeinsamen Nenner anpasse. 
Die Anfang der 1960er Jahre bereits fortgeschrittenen US-amerikanischen Erfahrungen im Bereich der neuen Medien aufgreifend verzeichnet Habermas den Übergang ”vom kulturräsonnierenden zum kulturkonsumierenden Publikum” und macht in der Integration der ursprünglich getrennten Bereiche von Publizistik und Literatur ”geradezu eine Verschlingung” verschiedener Realitätsebenen aus. 
Dem Modell des Kultursoziologen GERHARD SCHULZE folgend leben wir heute in einer ”Erlebnisgesellschaft”, deren bestimmende Wesensmerkmale im Aufbrechen der überkommenen sozialen Milieus veranlagt sind. Existierte in der Bundesrepublik noch bis in die frühen sechziger Jahre hinein ein gleichermaßen überkommenes wie überschaubares, vertikal angeordnetes Gefüge der Milieus, ein Oben und Unten auf ein und derselben sozialen Werteskala, das von ”objektiven” Beziehungsvorgaben wie Einkommen, Besitz und sozialer Herkunft determiniert wurde, so wuchs fortan eine immer größer werdende Bedeutung dem Bereich der Subjektivität zu. Die Menschen begannen, subjektive Merkmale wie Stilfragen, Ansichtssachen, Lebensphilosophien und im besonderen das Lebensalter zum Motiv für die Zugehörigkeit zu einem Milieu zu machen, welches sie wiederum selbst frei bestimmen. 
Vor dem Hintergrund stetig sich verbessernder materieller Bedingungen und - damit verbunden - wachsender Freizeit- und Konsummöglichkeiten sowie einer prosperierenden Medien- und Kommunikationslandschaft war es, so Schulze, nun denkbar, das existentielle Problem ”nicht mehr im Überleben, sondern im Erleben zu sehen.” 
In das Zentrum individuellen Strebens ist das Projekt des schönen Lebens gerückt. Dieser Tendenz, die im bundesdeutschen Freizeit- und auch Alltagsverhalten in den letzten Jahren immer offenkundiger zutage tritt, liegt soziologisch eine Modernisierung des Erlebens zugrunde. Schulze führt hierzu die Kategorie der psychophysischen Semantik aus. Danach leben wir am Ende des 20. Jahrhunderts im Zeichen einer Innenorientierung, die - grob verkürzt dargestellt - ihre Bedeutung aus äußeren Zeichen und Symbolen für innere Prozesse bezieht und deren Fundament immer Erlebnisse sind: Das Leben an sich gerät zum Erlebnisprojekt, die Suche nach Erlebnissen steht danach als Synonym für die Suche nach Glück. 
3. Erlebnisware Fußball
4. Wandel des Fernsehfußballs - Wandel des Fußballpublikums
Quo vadis, Fußball? Beiträge und Diskussion
Inhaltsverzeichnis
Konferenz Quo vadis, Fußball?

 

Texte und Tabellen   ©2005   s-port.de   [Tegelbeckers]
[Homepage] · [Impressum] ·